Rechthaberei - Anaw

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„So aber jemand denkt, er sei etwas, so er doch nichts ist, der betrügt sich selbst. Ein jeglicher aber prüfe sein eigen Werk; und dann wird er an sich selber Ruhm haben und nicht an einem andern.“ (Gal. 6, 3 f. Luther-Text)
„Rechthaber
Seine Meinung ist die rechte,
Wenn er spricht, müsst ihr verstummen,
Sonst erklärt er euch für Schlechte
Oder nennt euch gar die Dummen.  
Leider sind dergleichen Strolche
Keine seltene Erscheinung.
Wer nicht taub, der meidet solche
Ritter von der eignen Meinung.“
(Wilhelm Busch)
Die Figur des Lodovico Settembrini in Manns Zauberberg verkörpert die Rechthaberei anschaulich: „Bosheit, mein Herr, ist der Geist der Kritik, und Kritik bedeutet den Ursprung des Fortschritts und der Aufklärung“.
Sich ungern zu entschuldigen, sondern immer darauf zu bestehen, im Recht zu sein, ist ein sicherer Weg, um unglücklich zu werden.
Wenn uns die eigene Ehre zu wichtig erscheint, neigen wir vielleicht dazu, unsere Ansichten für die richtigen zu halten. Wir reagieren dann übersteigert auf Kritik, mit der wir uns konfrontiert sehen. Manche gehen mit anderen Meinungen so um, dass sie diese nicht an sich heranlassen, sie ignorieren. Oder aber, sofern sie eine andere Ansicht überhaupt zur Kenntnis nehmen, sie schnell zu vergessen. Bei berechtigten Meinungsäußerungen und legitimen Wünschen nach Änderung bestehender Zustände wäre ein Ignorieren derselben ein Ausdruck von Lieblosigkeit und fehlender Rücksichtnahme. Ein mittelständischer Unternehmer pflegte zu Angestellten, Familienangehörigen und Verwandten apodiktisch und in grobem Ton zu sagen: „Ich dulde keinen Widerspruch“. Derartiges dürfte mit dem Wandel der Zeiten selbst in totalitären Sekten nicht mehr tragfähig sein.
Sollte aber bei Menschen mit weniger ausgeprägter Skrupellosigkeit oder geringerem Selbstbewusstsein die innere Ruhe durch Kritik gestört werden, vielleicht bis hin zur Beeinträchtigung des Schlafs, erkennt man auch daran, dass es Defizite gibt. Derartig übersteigerte Reaktionen als Folge übertriebener Empfindlichkeit bilden ebenfalls ein Hindernis auf dem Weg zur Selbstfindung. Vielleicht suchen wir zu sehr unsere eigene Ehre (Joh. 5, 44!).  Es mag uns an der nötigen Demut fehlen.
Wenn wir aber sicher sein können, dass jemand völlig andere Werte als die unseren vertritt und/oder es darauf anlegt, sich durch seine Rechthaberei aufzuwerten oder gar Streit zu suchen, sollte man solchen Menschen aus dem Weg gehen. Handelt es sich bei diesen allerdings um nahe Verwandte, Nachbarn, Arbeitskollegen oder Gemeindemitglieder hilft wohl nur die nachhaltige Bitte an Gott, Wege zur Überwindung der Spannungen aufzutun. Man sollte auch prüfen, ob nicht die Lebensumstände zu Spannungen geführt haben. „Der Satan streut Sand in das Getriebe“. Manchmal kommt viel Unangenehmes zur gleichen Zeit. Es häufen sich die Schwierigkeiten. Zur Entzweiung führt es, wenn man für die misslichen Umstände einen Sündenbock unter seinen Kontaktpersonen sucht.
Philosophische Erkenntnisse unter dem Mantel der Besserwisserei bringen es regelmäßig mit sich, dass sie Hass und Unfrieden erzeugen.
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