Gerade in bitteren Lebenslagen neigen
wir dazu, nach dem Sinn zu fragen. Vieles bleibt für uns Menschen
aber unverständlich. Wenn man Dinge oder Lebensumstände bis ins
Detail ergründen will, zerstört man gelegentlich vieles - bis hin
zum eigenen Glauben.
In bestimmten Phasen auf dem Weg zum
Tod können Sterbende ihr Leiden oft schlecht akzeptieren. Immer
wieder haben Menschen, die mit diesen Problemen beruflich zu tun
haben – beispielsweise der Hospizbewegung – erzählt, dass gerade
Patienten, die im Leben hohe Positionen bekleideten, sehr unwürdig
ihre letzten Tage verbracht haben. Beispielsweise früher
hochbezahlten Managern fehlte es offensichtlich am Interesse, sich
mit Sinnfragen zu beschäftigen. Derartiges wurde stets verdrängt.
Aber auch Menschen, die viel Energie
auf die Klärung von lebensphilosophischen Themen verwendet haben,
scheint zu großer Erfolg und die damit verbundenen Annehmlichkeiten
eines zu luxuriösen Lebens und ständig genossener Ehrungen eher zu
schaden. Die Biographien oder Tagebuchaufzeichnungen schildern sie
als mürrisch, verletzend und für Mitmenschen unerträglich. Sie
haben offensichtlich nie die Fähigkeit erworben oder durch zu große
und lange andauernde Erfolge verlernt, mit schwierigen und
demütigenden Lebenslagen würdevoll umzugehen. Dagegen berichten
Sterbebegleiter immer wieder von „einfachen“ Menschen, die ihre
letzten Tage trotz bedrückender Plagen annehmen konnten. Schmerzen
und Belastendes eröffneten ihnen sogar tiefe Einsichten. Es wurden
Beispiele menschlicher Größe vorgelebt, die sich für
Sterbebegleiter als unschätzbare Geschenke für ihren weiteren
Lebensweg erweisen.
Auch auf die qualvollen letzten Jahre
Heinrich Heines in seiner „Matratzengruft“ - sein langsames Sterben - sei
verwiesen.